Herzlich willkommen zu einer weiteren Etappe auf der Rundreise durch das Textilland - ich nehme Euch mit nach Appenzell in den Stickerei- und Trachtensaal des Museums Appenzell. Wir* hatten Glück und konnten auch noch die Sonderausstellung "Fäältli, Glöfeli ond viil Geduld" besuchen. Ich werde gleich jetzt eine Übersetzung für alle Nicht-Appenzeller (wie mich) wagen: Falten, Stecknadeln und viel Geduld - hier geht es natürlich um die Trachten, dazu später mehr.
Los gehts's:
Bei der Appenzeller Stickerei ging es gleich los mit vielen Höhepunkten:
Der Paradekissenanzug hat es mir besonders angetan (ich mag sowieso weisse Bettwäsche und dann noch diese Stickereien, himmlisch - bloss Waschen und Bügeln, mhmmm, naja....).
Daneben gab es eine Stüpfel-Maschine aus dem 20. Jh., mit der das Muster auf Papier perforiert und damit anschliessend auf den Stoff übertragen wird (mit Druckerschwärze):
Wie die Stickereien hergestellt wurden, wird ebenfalls vorgeführt. Links ein Beliechtistock mit Belichtlikugeln (=Beleuchtung) aus dem 19. Jh., bei dem die Glaskugeln eine Verstärkung des Lichts bewirken. Rechts natürlich ein Stickrahmen und da sieht man schon einen Teil der Barärmel-Tracht.
Damit gehts gleich weiter zur Tracht. Ein besonderer Höhepunkt war hier die Appenzeller Festtagstracht mit dem Plissé-Rock. Die Herstellung eines solchen Rocks wurde in einem Kurzfilm dargestellt und ist absolut unglaublich (einen Einblick bietet auch dieser Zeitungsartikel): da werden bis zu 4,5m Wollstoff nass verarbeitet, alles natürlich komplett von Hand - da wird jede einzelne Falte von Hand gelegt (bis zu 280 Falten...). Dafür eignet sich auch nur reiner Wollstoff, der geringste Anteil einer Kunstfaser würde die Haltbarkeit beeinträchtigten (d Fäälti vejockid - da könnt ihr Euch jetzt den Kopf zerbrechen - Tipp: langsam laut vorsagen).** Aber damit nicht genug, nach jedem Tragen ist der Rock eingerollt zu lagern, wie unten rechts dargestellt (dafür braucht man vier Hände). Wird an einer Hochzeit zu arg getanz und bekommt der Rock zu viel Feuchtigkeit ab, so muss die Prozedur nochmals von vorne anfangen. Zum Fältlirock gehört die Schlotte, das Oberkleid, welches ohne Falten gearbeitet wird - und die Frauen, die an kirchlichen Feiertagen die Festtagstracht tragen, sind sogenannte Schlottefrauen.
Die Tracht wird farblich abgestimmt getragen, entweder in violett, kupfer, weinrot, blau, grün oder schwarz. Zu dieser Festtagstracht gehört auch der entsprechende Hut (den man Schlappe nennt)...
... und das Brüechli (welches das Decolleté verdeckt) - weitere Infos zu den Appenzeller Trachten finden sich hier.
Es ist sehr warm und sonnig - da wünsche ich Euch ein wunderschönes Hochsommer-Wochenende (da man ja nicht den ganzen Tag/nicht in den heissesten Stunden draussen sein kann, gibt es auch so Zeit für's Werkeln drinnen, hach...). Viel Vergnügen!
Übrigens, etwas Sommerpause mache ich vielleicht auch noch - neue Ideen sammeln und so - aber das lasse ich ruhig auf mich zukommen...
Der heutige Beitrag für viel Inspiration und noch mehr Farbe im Leben:
* Ja, mein lieber Mann hat mich auf dieser Tour begleitet - am Morgen waren wir auch noch im Appenzeller-Land wandern (für meine Verhältnisse war's jedenfalls wandern :-))...
** Für alle, die es nicht herausfinden: die Falten springen/hüpfen weg bzw. auseinander.
Los gehts's:
Bei der Appenzeller Stickerei ging es gleich los mit vielen Höhepunkten:
v.o.l.n.u.r.: Tischdecke, Leinen Anfang 20. Jh. Schultertuch, Baumwolle Ende 18. Jh. Kragen, Baumwolle um 1840 Paradekissenanzug, Baumwolle 20. Jh. |
Daneben gab es eine Stüpfel-Maschine aus dem 20. Jh., mit der das Muster auf Papier perforiert und damit anschliessend auf den Stoff übertragen wird (mit Druckerschwärze):
Wie die Stickereien hergestellt wurden, wird ebenfalls vorgeführt. Links ein Beliechtistock mit Belichtlikugeln (=Beleuchtung) aus dem 19. Jh., bei dem die Glaskugeln eine Verstärkung des Lichts bewirken. Rechts natürlich ein Stickrahmen und da sieht man schon einen Teil der Barärmel-Tracht.
Damit gehts gleich weiter zur Tracht. Ein besonderer Höhepunkt war hier die Appenzeller Festtagstracht mit dem Plissé-Rock. Die Herstellung eines solchen Rocks wurde in einem Kurzfilm dargestellt und ist absolut unglaublich (einen Einblick bietet auch dieser Zeitungsartikel): da werden bis zu 4,5m Wollstoff nass verarbeitet, alles natürlich komplett von Hand - da wird jede einzelne Falte von Hand gelegt (bis zu 280 Falten...). Dafür eignet sich auch nur reiner Wollstoff, der geringste Anteil einer Kunstfaser würde die Haltbarkeit beeinträchtigten (d Fäälti vejockid - da könnt ihr Euch jetzt den Kopf zerbrechen - Tipp: langsam laut vorsagen).** Aber damit nicht genug, nach jedem Tragen ist der Rock eingerollt zu lagern, wie unten rechts dargestellt (dafür braucht man vier Hände). Wird an einer Hochzeit zu arg getanz und bekommt der Rock zu viel Feuchtigkeit ab, so muss die Prozedur nochmals von vorne anfangen. Zum Fältlirock gehört die Schlotte, das Oberkleid, welches ohne Falten gearbeitet wird - und die Frauen, die an kirchlichen Feiertagen die Festtagstracht tragen, sind sogenannte Schlottefrauen.
Die Tracht wird farblich abgestimmt getragen, entweder in violett, kupfer, weinrot, blau, grün oder schwarz. Zu dieser Festtagstracht gehört auch der entsprechende Hut (den man Schlappe nennt)...
... und das Brüechli (welches das Decolleté verdeckt) - weitere Infos zu den Appenzeller Trachten finden sich hier.
Es ist sehr warm und sonnig - da wünsche ich Euch ein wunderschönes Hochsommer-Wochenende (da man ja nicht den ganzen Tag/nicht in den heissesten Stunden draussen sein kann, gibt es auch so Zeit für's Werkeln drinnen, hach...). Viel Vergnügen!
Übrigens, etwas Sommerpause mache ich vielleicht auch noch - neue Ideen sammeln und so - aber das lasse ich ruhig auf mich zukommen...
Der heutige Beitrag für viel Inspiration und noch mehr Farbe im Leben:
* Ja, mein lieber Mann hat mich auf dieser Tour begleitet - am Morgen waren wir auch noch im Appenzeller-Land wandern (für meine Verhältnisse war's jedenfalls wandern :-))...
** Für alle, die es nicht herausfinden: die Falten springen/hüpfen weg bzw. auseinander.