15. März 2014

Zeitreise - eine alte Kunst neu entdeckt

Da fährt man geschafft nach der Arbeit im Postauto nach Hause und was sieht man da auf dem Werbebildschirm?

Experimentalarchäologie im Historischen Museum St. Gallen - Workshop Brettchenweben - noch wenige Plätze frei !

Öhm, was ist denn Brettchenweben... Hmmmm... Weben klingt gut. Ich ruf da mal an. Als man mir am nächsten Morgen mitteilte, es hätte soeben jemand abgesagt und ich könne den Platz haben, habe ich sofort zugesagt. Und so habe ich mir heute Nachmittag zwei Stunden einen Gürtel umgeschnallt, unzählige Fäden daran gebunden und das Ganze mit einem Schraubstock am Tisch fixiert. Und so sieht das dann aus:


Da war ich schon ein Weilchen dabei, deshalb ist das Band schon etwas weiter hinten am Gurt befestigt (und meine Hosen voller Fusel!).


Die erste Erklärung war etwas schwer nachzuvollziehen. Da sagte man mir doch, ich müsse anschlagen - es dauerte immer wieder eine Schrecksekunde, in der ich mir in Erinnerung rufen musste, dass wir hier nicht stricken. Anschlagen ist nämlich das Zurück-stossen eines soeben eingezogenen Fadens. Dazwischen werden die Brettchen jeweils um einen Viertel weitergedreht. Viel mehr ist da nicht. Jedenfalls nicht bei dem Muster, das ich mir wohl überlegt ausgesucht hatte (es gibt auch noch die Muster, wo man jeweils viermal in eine und viermal in die andere Richtung dreht oder, noch besser, nur einen Teil der Brettchen in eine resp. die andere Richtung dreht).


Die wahre Kunst, das war mir nach einigen Drehungen gleich klar, ist das anfängliche Einziehen der Fäden, damit steht und fällt das Muster und ich habe keine Ahnung wie das geht (das hätte in den zwei Stunden nicht auch noch reingepasst, daher waren unsere Brettchen schon eingefädelt). 

Brettchengewebte Bänder gab es schon um 800 v. Chr., aber wie bei allen Textilien hat sich Vieles nicht erhalten. Wunderschöne mittelalterliche Modelle gibt es mit Goldfäden, wir durften auch solche Beispiele bewundern. Einen geschichtlichen Abriss, tolle Fotos und auch Tipps und Tricks für Anfänger gibt's zum Beispiel hier (neben vielen weiteren Infos rund um historische Handarbeitstechniken - und für diejenigen, die gleich etwas davon anfangen wollen: es gibt auch einen Shop...).

Zum Schluss hiess es dann: So, der Faden wird jetzt verstätet. Oh super, dachte ich, da lerne ich noch mehr neue Techniken kennen. Ähm ja, gut, das hiess dann vernähen, alles klar...

Und hier ist mein fertiges Werk - ich habe mich für elegante Grau- und Silbertöne entschieden! Oben sieht man, dass ich den Arbeitsfaden jeweils etwas zu wenig angezogen habe, unten wurde es dann besser:


Die Fäden sind Leinen - nicht ganz mittelalterlich, weil Leinen ist mit Naturfarben nicht ganz einfach zu Färben, daher wurde eher Wolle verwendet. Aber für mich spielte das keine Rolle, ich gehöre mehr zur Textil- als zur Mittelalter-Fraktion. Eine lehrreiche, spannende Einführung in eine ganz neue Technik. Die neue Erfahrung machen zu dürfen hat Spass gemacht!

Ich wünsche Euch ein spannendes und erholsames Kreativ-Wochenende!


Der heutige Beitrag für viel Inspiration und noch mehr Farbe im Leben:


http://design-seeds.com/index.php/home/entry/detail-tones

2 Kommentare:

  1. Hm.... ist bestimmt sehr kompliziert das Brettchenweben. Dein Ergebnis ist toll geworden.

    Liebe Grüße
    Hilda

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  2. Puuh, das schaut nach ganz viel konzentrierter Arbeit aus....doch das Ergebnis kann sich schon sehr sehen lassen....ein wahre Geduldsarbeit ist das doch bestimmt , oder?
    Meine Bewunderung....

    ༺❤༻
    Herzl.Gruß und eine schöne Woche,
    wünscht dir
    Klaudia

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Schön, dass Du vorbeischaust - lieben Dank für das Hinterlassen netter Worte!

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